Waldschäden durch Mäuse

Fraßschäden von der Wurzel bis zur Knospe: Mäuse können schwere Fraßschäden an jungen Bäumen verursachen und bei Massenvermehrungen ganze Kulturen und Verjüngungen vernichten. Besonders auf Freiflächen mit einer dichten Gras- und Kräuterdecke finden die Nager optimale Bedingungen. Betroffen sind insbesondere Laubbäume, während Nadelbäume nur in seltenen Fällen massiv geschädigt werden. Eine Bekämpfung der Mäuse erfolgt üblicherweise in den späten Herbst- und Wintermonaten.

Aktualisiert am: 14.05.2024
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Schäden durch Mäuse in den Herbst- und Wintermonaten

Bodennahe Nageschäden am Austrieb eines jungen Baumes Cornelia Triebenbacher
Fraßschaden durch Mäuse

Stark vergraste Flächen bieten den Mäusen ein reichhaltiges Nahrungsangebot und Schutz vor natürlichen Feinden. Im Sommer und frühen Herbst ernähren sich die Tiere von Gräsern, Kräutern und Früchten. Erst wenn sich das Nahrungsangebot mit dem nahenden Winter verknappt, kommt es zu Fraßschäden an Stämmen, Wurzeln und Knospen junger Bäumchen. Infolge der Schäden können die Bäumchen verkümmern, in ihrem Wuchs gehemmt sein oder auch schnell absterben. Bei Massenvermehrungen sind die Schäden oftmals flächendeckend und können eine ganze Verjüngung ausfallen lassen. Waldbesitzer/innen müssen dann die Verjüngungsflächen aufwendig und teuer nachpflanzen.

Forstlich relevante Mäusearten

Zu den problematischen Mäusearten zählen ausschließlich Vertreter der Kurzschwanzmäuse.

Die vier für Waldeigentümer relevanten Arten sind Erdmaus, Feldmaus, Rötelmaus und Schermaus. Alle drei bis vier Jahre vermehren sich die Nager massenhaft und können großflächig zu Schäden führen.

Erdmaus H.-J. Fünfstück, www.5erls-naturfotos.de
Erdmaus (Microtus agrestis)
Allgemeines
  • Regelmäßige Massenvermehrungen alle zwei bis vier Jahre
  • Tag- und weniger nachtaktiv
Aussehen
  • Größe: 9 bis 13 Zentimeter
  • Schwanzlänge: 2,5 bis 5 Zentimeter
  • Dunkles graubraunes Fell, Unterseite hell
  • Ohren kaum sichtbar
Lebensraum/Lebensweise
  • Stark vergraste Verjüngungen auf Freifläche, feuchte Standorte
  • Oberirdische Tunnel und Nester im Schutz der Gräser
Schäden
  • Stammfuß von Laubbäumen, selten bis zum Gipfel
  • Tod des Baumes durch stammumfassenden Fraß
  • Bis zwei Zentimeter starke Stämmchen können komplett durchgenagt werden
Bevorzugte Baumarten
  • Buche, Ulme, Esche, Ahorn, Kirsche

Feldmaus H.-J. Fünfstück, www.5erls-naturfotos.de
Feldmaus (Microtus arvalis)
Allgemeines
  • Massenvermehrung alle drei Jahre
  • Tiere leben die meiste Zeit zum Schutz vor Feinden im Bau
Aussehen
  • Größe: 10 bis 12 Zentimeter
  • Schwanzlänge: 3 bis 4 Zentimeter
  • Bräunliches Fell, Unterseite hellgrau
  • Kleine, kaum sichtbare Ohren
Lebensraum/Lebensweise
  • Wiesen und Felder, übertritt auf Wald in Erstaufforstungen und am Waldrand
  • Bau unter der Erde
Schäden
  • Stämme und Wurzeln werden benagt
Bevorzugte Baumarten
  • Buche, Eiche, Kiefer

Rötelmaus H.-J. Fünfstück, www.5erls-naturfotos.de
Rötelmaus (Myodes glareolus)
Allgemeines
  • Massenvermehrungen alle drei bis vier Jahre
  • Gute Kletterer
Aussehen
  • Größe: 8 bis 14 Zentimeter
  • Schwanzlänge: 3,5 bis 7 Zentimeter
  • Rötlichbraunes Fell, Unterseite heller
  • Ohren treten deutlich hervor
Lebensraum/Lebensweise
  • Flächen mit Brombeere, Himbeere und frischer Vergrasung
  • Gras- und Blattnester mit oberirdischen Gängen
Schäden
  • Stammfuß von Nadel- und Laubbäumen
  • Bevorzugt als Kletterer Äste und Zweige, aber auch Knospen bis mehrere Meter Höhe
  • Sogenannter „Plätzefraß“, selten tödlicher Ringfraß
Bevorzugte Baumarten
  • Nadel- und Laubbäume

Schermaus H.-J. Fünfstück, www.5erls-naturfotos.de
Schermaus (Arvicola terrestris)
Allgemeines
  • Auch Moll- oder Große Wühlmaus genannt
  • Gute Schwimmer, schlechte Kletterer
Aussehen
  • Größe: 12 bis 19 Zentimeter
  • Schwanzlänge: 6 bis 10 Zentimeter
  • Schwarz-, graubraunes Fell, Unterseite gelbbraun
  • Mit dichten kurzen Haaren besetzter Schwanz
Lebensraum/Lebensweise
  • Erstaufgeforstete landwirtschaftliche Flächen, oft in Wassernähe
  • Weitläufiges Gangsystem knapp unterhalb der Bodenoberfläche
Schäden
  • Fraßschäden an Wurzeln der Bäumchen während der Wintermonate (sogenannter „Rübenfraß“)
Bevorzugte Baumarten
  • Laub- wie Nadelbäume auf Erstaufforstungsflächen

Vorbeugende Maßnahmen gegen Mäuseschäden

Um eine zu dichte Bodenvegetation zu vermeiden, sollte nicht zu viel Licht auf die Verjüngung fallen. Optimal gelingt dies, wenn die Fläche unter dem Altbestand verjüngt wird. Ist dies nicht möglich und es muss auf der Freifläche ein neuer Bestand begründet werden, zum Bespiel infolge von Windwürfen, kann die Förderung der natürlicher Feinde eine Überpopulation eindämmen. Mit Sitzstangen können mäuseschlagende Greifvögel und Eulen angelockt werden. Eine weitere Option ist die Anlage eines sogenannten Vorwaldes, um der Vergrasung der Fläche vorzubeugen. Dazu wird zunächst eine robuste schnellwachsende Baumart (zum Beispiel Birke oder Pappel) gepflanzt, unter die Jahre später die eigentlich gewünschte Baumartenmischung gepflanzt wird. Nach Anwuchs der Hauptbaumarten wird der Vorwald nach und nach entnommen.

Kontrolle und Bekämpfung

Ist die Vegetation im Herbst abgewelkt, sollten Sie die Pflanzen in Kulturen auf Fraßschäden kontrollieren. Durch natürliche Faktoren kann es bereits zu einer deutlichen Reduzierung der Mäusepopulation im Herbst kommen. Achten Sie auf Hinweise wie zum Beispiel frische Nageschäden, "Grastunnel" am Boden oder flüchtende Mäuse beim Betreten der Fläche! Finden Sie Anzeichen auf eine erhöhte Mäusedichte, ist durch ein geeignetes Prognoseverfahren im Spätherbst festzustellen, ob eine Bekämpfung notwendig ist. Ihre Försterin oder Ihr Förster helfen gern bei der Beurteilung.

Försterfinder
Fraßschaden durch Erdmaus Karl Engelhardt, AELF RH
Fraßschaden Erdmaus
Fraßschaden durch Schermaus Cornelia Triebenbacher, LWF
Fraßschaden Schermaus
Fraßschaden durch Rötelmaus Paul Dimke, LWF
Fraßschaden Rötelmaus
Fraßschaden durch Erdmaus
Fraßschaden durch Schermaus
Fraßschaden durch Rötelmaus

Eine einfache Prognose mit Schlagfallen kann nach folgendem Schema erfolgen:
  • Nach Größe der Fläche werden zwischen 20 und 50 (100) Schlagfallen aufgestellt
  • Anordnung der Fallen im gleichmäßigen Abstand (10 x 10 Meter)
  • Ausbringung über 48 Stunden
  • Köder: Rosinen oder Apfelstücke (keine eiweißhaltigen Köder, da sonst auch die geschützte Spitzmaus angelockt wird)
  • Nach der ersten Nacht Fänge entfernen und Fallen neu beködern
  • Unbedingt feste Gummihandschuhe und Atemschutz (FFP3-Maske mit Atemventil) bei Entfernung der Mäuse zum Schutz vor Krankheitserregen tragen
  • Sind mehr als zehn Prozent der Fallen mit Kurzschwanzmäusen belegt, ist eine Bekämpfung notwendig

Anwendung von Pflanzenschutzmitteln

Der Einsatz von chemischen Mitteln zur Mäusebekämpfung ist für Anwender mit Sachkundenachweis erlaubt. Der beste Zeitpunkt zur Bekämpfung ist, wenn die Begleitvegetation abgewelkt ist und es erste Nachtfröste gab. Erst bei Nahrungsknappheit werden die Mäuse die Köder annehmen. Da pro Jahr nur eine Bekämpfung von Erd-, Feld- und Rötelmaus zulässig ist, muss der Zeitpunkt gut gewählt sein. In der Mäusebekämpfung werden Ro­den­ti­zide eingesetzt, die über Köderstationen ausgebracht werden. Bei der Anwendung dieser Pflanzenschutzmittel sind die Anwendungsbestimmungen und die Grundsätze der Guten Fachlichen Praxis zu beachten.

Grundsätze des Einsatzes chemischer Mittel im Waldschutz
Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern wird empfohlen, sich bei den Bekämpfungsmaßnahmen durch die zuständigen Förster der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beraten zu lassen.

Weitere Informationen

Zeichnung eines bayerischen Forstbeamten (Grafik: N. Maushake)
Unser Tipp:

Fragen kostet nichts! Unsere Beratungsförsterinnen und -förster vor Ort helfen bei Fragen zu Waldschäden durch Mäuse gerne weiter. Mit unserem praktischen Försterfinder können auch Sie schnell Ihren zuständigen Förster finden.

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