Jung- und Altdurchforstung

Waldbestände werden in den Phasen der Jungdurchforstung (Eingriffe in junge Bestände) und Altdurchforstung (Eingriffe in ältere Bestände) unterschiedlich behandelt.

Aktualisiert am: 20.08.2024
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Grundlegende Gedanken zu Durchforstung

Was sind die Vorteile von Durchforstungen? Wann soll ich durchforsten? Was sind Auslesebäume?

Die Durchforstung von Waldbeständen

Jungdurchforstung (JD)

Motto

„Von der Qualifizierung zur Dimensionierung“

Ziel

Mischbestand mit ausreichender Anzahl (circa 100) vitaler, stabiler und gut geformter zuwachs- und werttragender Bäume je Hektar. Vor allem bei Nadelholz spielt die Stabilität eine wichtige Rolle. Erhalt der Struktur durch Unter- und Zwischenstand und unbearbeitete Zwischenfelder.

Leitlinie

Es fällt die Entscheidung wie viele Bäume welcher Baumart wann wie dick sein sollen. Die entsprechende Zahl an Auslesebäumen wird ausgewählt und konsequent gefördert.

Zeitpunkt:

In der Regel beginnt die Jungdurchforstung bei einer Bestandshöhe von etwa zehn bis zwölf Metern. Im Nadelholz muss eingegriffen werden, bevor sich die Stabilität der stärksten Bäume verschlechtert. Das ist der Fall, wenn die grüne Krone kürzer als die halbe Länge des Baumes wird oder, wenn das Verhältnis von Baumhöhe zu Durchmesser in Brusthöhe über den Wert 0,8 geht (z.B. 12 m Höhe : 15 cm Durchmesser = 0,8).

Erschließung:

Um Bestand und Boden zu schonen, wird der Bestand mit drei bis vier Meter breiten Rückegassen im Abstand von maximal 30 Metern erschlossen. Bei instabiler Ausgangssituation (schwierige Bodenverhältnisse beziehungsweise schlecht gepflegte Bestände) empfiehlt es sich, die Feinerschließung 3 – 5 Jahre vor der Jungdurchforstung durchzuführen.

Auslesebäume:

Im Abstand von etwa 8 – 12 m werden Auslesebäume nach den Kriterien Vitalität, Stabilität und Qualität ausgewählt und markiert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Erhalt und Förderung von Mischbaumarten gelegt. Bäume direkt am Rand von Rückegassen und Wegen sind als Auslesebäume nicht geeignet, da dort die Gefahr von Beschädigungen am höchsten ist.

Bedränger:

Je Auslesebaum werden 1-2 Bedränger entnommen, das sind herrschende oder mitherrschende Bäume, die den Auslesebaum in der Krone deutlich bedrängen, unabhängig von der eigenen qualitativen Beschaffenheit.

Laubholz:

Der Eingriff soll beim Laubholz nur so stark sein, dass die Höhenentwicklung nicht gebremst wird und sich die natürliche Astreinigung bis zum Beginn der Altdurchforstung auf 6 – 8 m astfreie Stammlänge fortsetzt.

Unter- und Zwischenstand:

Vorhandener Unter- und Zwischenstand bleibt erhalten. Die Zwischenfelder zwischen den Auslesebäumen bleiben möglichst unbehandelt, damit sich der Bestand strukturiert entwickelt und die Eingriffe nur punktuell um die Auslesebäume wirken. Der Bestand im Ganzen bleibt stabil.

Häufigkeit:

Je nach Entwicklung der Auslesebäume wird der Eingriff etwa alle fünf Jahre wiederholt.

Wertastung:

Über eine zusätzliche sinnvolle Qualifizierung der Auslesestämme durch fachgerechte Wertastung kann in der ersten Durchforstungsphase entschieden werden.

Holzqualität durch Wertastung steigern

Verwendung des Holzes

Je nach Ausgangslage und Eingriffsstärke können pro Jungdurchforstung zwischen 40 und 100 Festmeter Holz je Hektar anfallen. Das anfallende Holz kann als Energie- und Industrieholz verwendet werden, in fortgeschrittenen Durchforstungen fällt beim Nadelholz auch Stammholz (Standardlängen) an.

Altdurchforstung (AD)

Motto

„Möglichst schnell, möglichst dick.“

Ziel

Schneller Kronenausbau zur Förderung des Dickenwachstums bei den Zielbäumen. Etwa 100 Wert- und Massenträger je Hektar im Erntealter in strukturiertem, vielfältigem Waldaufbau.

Leitlinie

Die Krone der Zukunftsbäume wird konsequent gehalten und ausgebaut. Dazu muss verhindert werden, dass die Kronen dieser Bäume durch andere bedrängt werden.

Zeitpunkt:

Die Altdurchforstung beginnt bei einer Bestandshöhe von etwa 20 m. Beim Laubholz sollte eine gewünschte astfreie Schaftlänge von sechs bis acht Metern erreicht sein. Bei Nadelbäumen sollte noch eine grüne Krone von etwa 50 % der Gesamtlänge vorhanden sein.

Zielbäume:

Im Abstand acht bis zwölf (im Laubholz bis 15 m) Meter werden Zielbäume nach Vitalität, Stabilität und Qualität ausgewählt und markiert. Bei konsequent durchgeführter Jungdurchforstung werden sich die bisher geförderten Bäume durch die bevorzugte Behandlung entsprechend von selbst anbieten.

Bedränger:

Je ausgewähltem Zielbaum werden ein bis zwei Bedränger entnommen. In labilen, bisher ungepflegten Beständen muss entsprechend vorsichtiger eingegriffen werden.

Zwischenfelder:

Zwischenfelder werden nicht bearbeitet.

Unterstand:

Unterstand bleibt zur Schaftpflege erhalten.

Häufigkeit:

Wiederholung sobald Kronenentwicklung gefährdet.

Ernte:

Gegen Ende der Altdurchforstung werden bereits einzelne erntereife Bäume genutzt ohne die Bestandsstabilität zu gefährden.

Zukünftiger Bestand:

Im Laufe der Altdurchforstung muss man sich bereits Gedanken über den gewünschten Folgebestand machen. Wie ist die momentane Situation, welche Baumarten sind in der nächsten Waldgeneration notwendig oder gewünscht? Können die Ziele mit Naturverjüngung erreicht werden? Oder sind die Einbringung von Tanne und Buche im Voranbau unter Schirm notwendig, um in der nächsten Generation einen Mischbestand zu erhalten? Diese Schattbaumarten benötigen den schützenden Schirm des Altbestandes, um sich ohne Gefährdungen zu etablieren und einen Wuchsvorsprung vor den Lichtbaumarten zu haben.

Verwendung des Holzes

In zehn Jahren werden je nach Ausgangslage und Eingriffsstärke in Altdurchforstungen zwischen 60 und 120 Festmeter Holz je Hektar als Industrie- und Stammholz (Standardlängen) geerntet.

Weitere Informationen

Zeichnung eines bayerischen Forstbeamten (Grafik: Nicole Maushake)
Unser Tipp:

Fragen kostet nichts! Unsere Beratungsförsterinnen und -förster helfen bei Fragen zu Ihrem Wald gerne weiter. Mit unserem praktischen Försterfinder können Sie schnell Ihren zuständigen Förster oder Ihre Försterin vor Ort finden.

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