Waldbauliche Verfahren

Über die Jahrhunderte haben Forstleute sich mit der Bewirtschaftung des Waldes beschäftigt. Aus ihren Erkenntnissen und Erfahrungen haben sie verschiedenste Verfahren und Methoden der Waldbewirtschaftung entwickelt. Die Verfahren werden immer weiter verfeinert und an die Ziele und Vorstellungen der jeweiligen Generation angepasst.

Aktualisiert am: 20.08.2024
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Voranbau und Unterbau

Mit dem Voranbau wird die Verjüngung unter dem schützenden Schirm des Altbestandes aufgezogen. Dazu wird der Altbestand relativ gleichmäßig und zunächst nur sehr behutsam aufgelichtet. Eine aufkommende Naturverjüngung oder neue Kultur erhält mehr Licht und kann geschützt heranwachsen. Das Verfahren eignet sich besonders für langsamwachsende Schattbaumarten wie Tanne und Buche. Gegenüber anderen Baumarten, die mehr Licht benötigen, gewinnen sie den notwendigen Wuchsvorsprung, bevor die letzten Altbäume geerntet werden. Auf diese Weise ist ein langfristiger, sehr sanfter Übergang zu klimatoleranteren Mischwäldern möglich.

Verjüngung von Waldbeständen

Qualitätssteigerung mit Unterbau

Der Unterbau ist insbesondere in wertvollen Eichenbeständen notwendig. Unter den Hauptbestand wird dazu später eine schattentolerante Baumart gepflanzt. Ziel ist es die astfreien Stämme des Hauptbestandes stärker zu beschatten, um die Bildung neuer Zweige (sogenannte Wasserreiser) zu unterbinden. Ein klassisches Beispiel für das Verfahren ist der Unterbau von Buche, Hainbuche oder Linde unter Eiche. Aber auch bei Kiefern-Reinbeständen ist ein Unterbau mit Buche möglich.

Verjüngungsverfahren

Für einen harmonischen Übergang vom Altbestand zum zukünftigen Bestand gibt es verschiedene Verfahren. Je nach Verfahren lassen sich verschiedene Baumarten und Strukturen fördern. Durch die Kombination der Verfahren lassen sich Kleinststrukturen erzeugen, mit denen vielfältige und mischungsreiche Wälder geschaffen werden können. Gemischte Verfahren sind dabei sowohl räumlich, wie auch zeitlich auf gleicher Fläche möglich.

Beim Schirmschlagverfahren wird der Bestand auf ganzer Fläche leicht aufgelichtet. Der Eingriff ist in der Regel etwas stärker als bei Durchforstungen mit dem Ziel, den Vorrat weiter aufzubauen. Über die Lücken in den Kronen erreicht mehr Licht den Waldboden. Dies fördert den Aufbau eines mineralreichen Bodens und die Verjüngung von Schattbaumarten. Die verbleibenden Bäume verfügen über mehr Licht und Raum und können bis zum Zieldurchmesser reifen.

Je nach Qualität und Baumart wird mehrmals in den Bestand eingegriffen und dieser über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren geräumt. Gelegentlich bleiben auch einzelne sogenannte Überhälter stehen. Die Bäume werden zur Starkholz- oder Samenproduktion eingesetzt, oder aus ökologischen Gründen auf der Fläche belassen.

Vorteile:
  • Naturverjüngung auf ganzer Fläche möglich
  • Gleichmäßige Bedingungen auf ganzer Fläche
  • Erhalt eines schützenden Schirmes
  • Ausbildung eines guten Mineralbodens
Nachteile
  • Baumartenvielfalt beschränkt sich auf Schattbaumarten
  • Regelmäßige Eingriffe notwendig um das Heranwachsen des Jungbestandes zu steuern
  • Hoher Steuerbedarf wenn Lichtbaumarten eingebracht werden sollen
Begünstigte Baumarten:
  • Schattbaumarten: Buche, Tanne, Linde

Der Femelschlag ähnelt dem Schirmschlag, erfolgt jedoch nicht auf ganzer Fläche. Zunächst wird beim sogenannten Femeln auf kleinen Teilflächen leicht eingegriffen und eine Schirmstellung hergestellt. Auf den Flächen mit einem Durchmesser von ein bis zwei Baumlängen fällt dadurch mehr Licht ein als im Rest des Bestandes. Es werden Verjüngungskerne für Schattbaumarten wie Buche und Tanne geschaffen.

In den folgenden Schritten werden die Femel weiter aufgelichtet und Zug um Zug geerntet. Die Verjüngungskerne werden an den Rändern gleichzeitig erweitert, bis sie zusammenfließen.

In der letzten Phase, wenn die verbleibenden Altbäume geräumt werden, können sich unter günstigen Bedingungen auch Lichtbaumarten zwischen den Femeln verjüngen. Wichtig ist dazu, dass im Vorfeld zwischen den Femellöchern auch Dunkelfelder belassen wurden und der übrige Bestand nicht schirmschlagartig aufgelichtet wurde. Es besteht sonst die Gefahr, dass im gesamten Bestand Naturverjüngung aus Schattbaumarten aufgekommen ist.

Vorteile:
  • Förderung unterschiedlichster Baumarten
  • Erhalt eines schützenden Schirmes
  • Förderung der Naturverjüngung
  • Bei langem Verjüngungszeitraum wird eine stark unterschiedliche Altersstruktur und Baumartenmischung ausgebildet
Nachteile:
  • Unterstützung der Naturverjüngung meist durch Pflanzung notwendig, falls nicht genügend Samenbäume vorhanden sind oder die Mast nicht ausreichend ist
  • Hohe Anforderung an räumliche Ordnung und Fällungsbetrieb (Vermeidung von Fällungs- und Rückeschäden)
  • Windwurfgefahr in letzter Phase des Verfahrens
Begünstigte Baumarten:
  • Schattbaumarten: Buche, Tanne, Linde
  • Lichtbaumarten: Eiche, Edellaubbäume, Fichte, Kiefer

Beim Saumschlag wird zunächst auf einem Streifen am Rande des Bestandes eine Schirmstellung von zwei Baumlängen hergestellt unter der sich Schattenbaumarten ansamen oder gepflanzt werden können. Im nächsten Schritt wird dieser Streifen vom Altbestand her zunächst weiter aufgelichtet und später geräumt. Gleichzeitig wird der nächste Streifen mit einer Schirmstellung vorbereitet. Das stärker einfallende Licht begünstigt jetzt auch Lichtbaumarten und schafft eine durchmischte Verjüngung. Der erste Eingriff beim Saumschlagverfahren erfolgt meist im Nordosten. Die Fläche ist damit gut an die Sonneneinstrahlung ausgerichtet und gegen die meist aus Westen aufziehenden Stürme geschützt.

Vorteile:
  • Förderung unterschiedlichster Baumarten
  • Förderung der Naturverjüngung
  • Geringe Vergrasung der Fläche
  • Geringe Rückeschäden an Verjüngung bei guter Erschließung
Nachteile:
  • Flächige Durchmischung der Baumarten erfordert aufmerksame Pflege der Verjüngung
  • Zielstärkennutzung nur bedingt möglich
  • Hohe Anforderung an räumliche Ordnung und Fällungsbetrieb (Vermeidung von Fällungs- und Rückeschäden)
  • Stabilitätseinbußen durch Aufreißen der Bestände fördert Sturmanfälligkeit
Begünstigte Baumarten:
  • Schattbaumarten: Buche, Tanne, Linde
  • Lichtbaumarten: Eiche, Edellaubbäume, Fichte, Kiefer

Beim kombinierten Verfahren von Saum- und Femelschlag wird zunächst mit einer Tiefe von 100 bis 150 Metern ein Streifen von Femelschlägen angelegt. Nach Ansamung der Schattbaumarten werden die Femel weiter aufgelichtet und ausgeweitet. Gleichzeitig wird von Nordosten ein Saumschlag begonnen. Mit der Fortsetzung des Saumschlages ins Bestandesinnere, werden auch weitere tiefliegende Femel erzeugt.

Vorteile:
  • Förderung unterschiedlichster Baumarten, insbesondere aber Tanne und Buche
  • Erhöhte Nutzung, durch Verbreiterung der Einschlagslinie
  • Nutzung der Vorteile von Saum-, Schirm-, Femelschlag
Nachteile:
  • Gegen Ende des Verfahrens verstärkte Sturmanfälligkeit
  • Hohe Anforderung an räumliche Ordnung und Fällungsbetrieb (Vermeidung von Fällungs- und Rückeschäden)
Begünstigte Baumarten:
  • Schattbaumarten: Buche, Tanne, Linde
  • Lichtbaumarten: Eiche, Edellaubbäume, Fichte, Kiefer

Im Schutzwald ist ein Kahlhieb genehmigungsbedürftig. In zertifizierten Wäldern werden keine Kahlhiebe durchgeführt. Die Verjüngung von Lichtbaumarten ist auch bei entsprechender Größe von Femellöchern möglich.

In jedem Fall muss binnen der gesetzlichen Frist eine kahlgeschlagene Fläche wieder aufgeforstet werden. Auf der entstanden Freifläche können sich jedoch ohne teuren Pflegaufwand nur noch wenige Baumarten gegen die Konkurrenzvegetation durchsetzen.

Plenterwaldbewirtschaftung

Plenterwald ist eine Sonderform der Waldbewirtschaftung. Er vereint verschiedene Baumarten – im Idealfall aller Alters- und Durchmesserstärken – auf der ganzen Fläche. Der Einschlag erfolgt einzelstammweise. Je nach Hieb werden nur einzelne und nur die stärksten Bäume entnommen. Dies schafft kleinflächige Störungen, was die Struktur des Plenterwaldes fördert und dauerhaft erhält. Die Plenterwaldbewirtschaftung erfordert eine sehr sorgsame Ernte und Pflege, um die unteren Bestandesschichten nicht zu schädigen. Ein hohes Maß an Erfahrung und Kenntnissen über den Wald sind notwendig, um mittels feinfühliger Steuerung der Lichtverhältnisse und Mischung der Baumarten den Plenterwaldcharakter zu erhalten.

Weitere Informationen

Zeichnung eines bayerischen Forstbeamten (Grafik: N. Maushake)
Unser Tipp:

Fragen kostet nichts! Unsere Beratungsförsterinnen und -förster helfen bei Fragen zu Ihrem Wald gerne weiter. Mit unserem praktischen Försterfinder können Sie schnell Ihren zuständigen Förster oder Ihre Försterin vor Ort finden.

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