Holzsortimente - Ordnung ins Holz bringen

In Deutschland wird Holz in der Praxis über eine Holzhandelssortierung eingeteilt und danach verkauft. Holz, das nach Eigenschaften und Merkmalen sortiert ist, macht es Waldbesitzenden sowie Kundinnen und Kunden einfacher, den optimalen Preis zu finden. Je nach Qualität, Stärke und Sortiment erzielt das Holz unterschiedliche Preise. Werden bereits im Vorfeld die Sortimente mit der Käuferin bzw. dem Käufer des Holzes verhandelt, können diese später gezielt beim Einschlag ausgehalten werden.

Aktualisiert am: 14.06.2024
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Holzsortierung

Bis 2008 war die Holzsortierung in der Verordnung über gesetzliche Handelsklassen für Rohholz (Forst-HKS) geregelt. Nach Wegfall der gesetzlichen Grundlage verhandelten die beiden Spitzenverbände Deutscher Holzwirtschaftsrat und Deutscher Forstwirtschaftsrat ein bundesweit einheitliches Regelwerk für den Rohholzhandel auf privatrechtlicher Basis: Die Rahmenvereinbarung für den Rohholzhandel in Deutschland (RVR). Für die Praxis ist zu empfehlen, sich an den kostenlos zur Verfügung stehenden Inhalten der RVR zu orientieren.

Aktueller Stand der Rahmenvereinbarung Rohholz externer Link

Kriterien der Sortierung

In der RVR wird Rohholz nach den folgenden Kriterien sortiert:
  • Holzart
  • Sortiment
  • Qualität
  • Dimension

Für ausführliche Informationen zu den Sortierkriterien wenden Sie sich zum Beispiel an Ihr zuständiges Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, an die Bayerische Waldbauernschule oder Ihren forstwirtschaftlichen Zusammenschluss.

Legen Sie vor jedem Einschlag die absatzfähigen Holzsortimente fest. Zum Beispiel zusammen mit Ihrem forstwirtschaftlichen Zusammenschluss.

Die RVR teilt Baumarten mit ähnlichen Holzeigenschaften in einzelne Holzartengruppen ein.

Holzartengruppen nach RVR
Laubhölzer
Nadelhölzer
Eiche
Fichte/Tanne
Buche
Kiefer
Hartlaubholz (außer Eiche und Buche)
Lärche/Douglasie
Weichlaubholz

Holz wird je nach Verwendungszweck in verschiedene Sortimente unterteilt. Neben den "klassischen" Sortimenten Stammholz, Industrieholz und Energieholz sind Sondersortimente für besondere Verwendungszwecke möglich (z. B. Palettenholz, Schwellen, Masten oder Rammpfähle).

Holzsortimente
Sortiment
Sorte (Kurzbezeichnung)
Definition
Stammholz
lang (ST)
Abschnitte (FL)
Stammholz ist Rundholz, das für eine stoffliche Nutzung, insbesondere in der Säge- oder Furnierindustrie, vorgesehen ist.
Industrieholz
lang (IL)
kurz (IS)
Waldhackschnitzel (HS oder WHI)
Industrieholz ist Rohholz, das i. d. R. mechanisch oder chemisch aufgeschlossen wird und für eine stoffliche Verwendung, insbesondere in der Holzwerstoffindustrie bzw. in der Papier- und Zellstoffindustrie, vorgesehen ist.
Energieholz
lang (BL)
kurz (BS)
Waldhackschnitzel (HS oder WHE)
Energieholz ist Rohholz, das für eine energetische Nutzung vorgesehen ist. Dazu zählt auch das bei der Holzernte anfallende Waldrestholz.

Stammholz wird entsprechend seiner Holzmerkmale nach Qualitätsklassen sortiert. Die Qualitätssortierung ist verwendungsneutral. Stammholz wird in vier Klassen eingeteilt. Für die Baumartengruppen erfolgt die Einordnung in die einzelnen Qualitätsklassen nach genau definierten Holzmerkmalen. Die baumartenspezifischen Merkmale können Sie für die jeweilige Baumartengruppe in den Anlagen zur RVR nachlesen.

Daneben steht auch ein "Sortierkatalog Nadelholz nach RVR" sowie Schulungsmaterialien für die Qualitätssortierung von Fichte/Tanne, Douglasie/Lärche, Kiefer, Buche und Eiche zum Download auf der RVR-Internetseite zur Verfügung.

Qualitätsklassen Stammholz
Qualitätsklasse
Beschreibung der Qualitätsklasse
A
Stammholz von ausgezeichneter Qualität. Es ist fehlerfrei oder weist nur unbedeutende Qualitätsmerkmale auf, die seine Verwendung kaum beeinträchtigen.
B
Stammholz von normaler Qualität mit wenigen und/oder mäßig ausgeprägten Qualitätsmerkmalen.
C
Stammholz von normaler Qualität mit vermehrt vorkommenden und/oder stärker ausgeprägten Qualitätsmerkmalen.
D
Stammholz, das wegen seiner Merkmale nicht den Klassen A, B, C angehört, aber als Stammholz nutzbar ist.

Regeln bei der Qualitätssortierung von Stammholz

Grundsätzlich sind folgende Regeln bei der Qualitätssortierung von Stammholz zu beachten:
  • Maße, die nicht im Zuge der Werksvermessung ermittelt werden, sind nach den merkmalspezifischen Messanweisungen der RVR zu erheben.
  • Es besteht die Möglichkeit eines Fehlerausgleichs bei ansonsten guter Qualität, aber auch der Abstufung bei einem schlechten Gesamteindruck des Stammes.
  • Es können Mischqualitäten gebildet und Klammerstämme ausgehalten werden. Dazu ist eine einvernehmliche Vereinbarung zwischen Verkäufer und Käufer notwendig. Bei Massensortimenten werden häufig Mischgüteklassen gebildet, zum Beispiel Güte BC. Die Mischgüte BC wird auch bei gesundem, qualitativ normalem Langholz verwendet, da der Stamm in der Regel aus einem unteren Abschnitt mit guter bis mittlerer Qualität der Güte B und einem oberen Stück mit geringerer Qualität der Güte C besteht. Wenn die beiden Stammabschnitte der Güteklassen B und C nicht getrennt, sondern als ein Stammstück verkauft werden, bezeichnet man dies als Klammerstamm. Klammerstämme sind bei Kiefer, Lärche und bei Laubholz üblich.
  • Stammholz ist stammeben zu entasten. Die Wurzelanläufe sind beizuschneiden.
  • Erkennbare Merkmale (Beulen, Überwallungen) sind im Zweifel freizulegen.
  • Die Qualitätssortierung bezieht sich grundsätzlich auf Frischholz.
  • Holz, das von rindenbrütenden Insekten (Borkenkäfer) befallen ist oder Lagerschäden aufweist, kann nicht mehr in die Qualitätsklassen A oder B sortiert werden. Ist dieses Holz zusätzlich stammtrocken oder blau verfärbt oder ist die Rinde abgefallen, wird es in die Qualitätsklasse D sortiert.

Industrieholz wird nach dem jeweiligen Verwendungsweck sortiert. Der Sammelbegriff Industrieholz bezeichnet Rohholz, das mechanisch zerkleinert oder chemisch aufgeschlossen wird - zum Beispiel für die Herstellung von Holzschliff, Zellstoff oder für Span- und Faserplatten.

Es muss auch stammeben entastet werden. Industrieholz wird bei allen Baumarten ohne Stärkeklassensortierung in langer Form als IL (= Industrieholz lang, > 3 m) oder in kurzer Form als IS (= Industrieholz kurz, 1 – 3 m) ausgehalten und in drei Güteklassen eingeteilt.

Qualitätsklassen Industrieholz
Qualitätsklasse
Kurzbeschreibung
Merkmale der Qualitätsklasse
N
normales Holz
gesund, nicht grobastig, keine starke Krümmung
F
fehlerhaftes Holz
leicht anbrüchig, grobastig, krumm
K
krankes Holz
stark anbrüchig, jedoch gewerblich verwendbar

Die Einteilung von Stammholz erfolgt nach Stärkeklassen abhängig vom Mittendurchmesser ohne Rinde (o. R.).

Stärkeklassen
Mittendurchmesser in cm ohne Rinde
Stärkeklasse
bis 9
D 0
10 - 14
D 1a
15 - 19
D 1b
20 - 24
D 2a
25 - 29
D 2b
30 - 34
D 3a
35 - 39
D 3b
40 - 49
D 4
50 - 59
D 5
60 - 69
D 6
70 - 79
D 7
ab 80
D 8

Weitere Informationen

Zeichnung eines bayerischen Forstbeamten (Grafik: Nicole Maushake)
Unser Tipp:

Fragen kostet nichts! Unsere Beratungsförsterinnen und -förster helfen bei Fragen zu Ihrem Wald gerne weiter. Mit unserem praktischen Försterfinder können Sie schnell Ihren zuständigen Förster oder Ihre Försterin vor Ort finden.

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