Kleine Käfer – Große Schäden

Buchdrucker und Kupferstecher zählen zu den gefährlichsten Forstschädlingen in Bayern. Beide Arten gehören zur Unterfamilie der Borkenkäfer. Wenn im Frühjahr ihr Schwärmflug beginnt, ist die Aufmerksamkeit aller Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer gefragt.

Aktualisiert am: 24.06.2024
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Durch ihre Lebensweise und ihre Fähigkeit, sich unter günstigen Bedingungen massenhaft zu vermehren, sind Borkenkäfer in der Lage, schwere Schäden an Wäldern zu verursachen. Unterschieden werden dabei zwei Gruppen, die rindenbrütenden und die holzbrütenden Borkenkäfer.

Information für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer

Aktuelles rund um den Borkenkäfer, sowie Informationen über das 10-Punkte-Programm für Sofortmaßnahmen oder mögliche steuerliche Erleichterungen in Folge höherer Gewalt finden sie auf den Seiten der Bayerischen Forstverwaltung.

Lebensweise und Gefahrenpotential der Borkenkäfer

Rindenbrütende Borkenkäfer

Bei den rindenbrütenden Borkenkäferarten sitzen die Larven unter der Rinde und ernähren sich von den saftführenden Schichten des lebenden Baumes. Ist dieses als Lebensader des Baumes bezeichnete Bastgewebe zerstört, führt dies unweigerlich zum Tod des Baumes. Borkenkäfer befallen vor allem geschwächte Bäume oder liegendes Holz. Vitale Bäume können durch Ausharzen ein Eindringen verhindern. Nach einem erfolgreichen Befall werden mittels Duftstoffen weitere Borkenkäfer angelockt. Unter günstigen Bedingungen sind Borkenkäfer in der Lage, sich innerhalb eines Jahres explosionsartig zu vermehren. Bei diesen Massenvermehrungen kann auch ein gesunder Baum dem Druck hunderter Käfer nicht mehr Stand halten und wird befallen.

Holzbrütende Borkenkäfer

Anders verhalten sich die Holzbrüter, wie der Gestreifte Nutzholzborkenkäfer „Lineatus“. Er ist ein Borkenkäfer, der im Holz der Bäume brütet und auch bereits entrindete Stämme befallen kann. Durch die Gänge (sogenannte „Leitergänge“), die er zur Eiablage anlegt, wird das Holz mechanisch geschädigt und wirtschaftlich entwertet. Beim Einbohren schleppt das Weibchen einen Pilz ein, von dem sich Larven und Jungkäfer ernähren und der die Gänge später schwarz färbt.

Borkenkäfer in den Wäldern

In Europa gibt es über hundert Borkenkäferarten. Die größte Bedrohung geht von den auf Fichte spezialisierten Rindenbrütern Buchdrucker und Kupferstecher aus. Weitere rindenbrütende Borkenkäfer finden sich an vielen anderen Nadel- und Laubbaumarten. Beispiele sind unter anderem der Große und Kleine Waldgärtner (vor allem an Lärche und Kiefer), der Krummzähnige Tannenborkenkäfer, der Große Lärchenborkenkäfer oder der Eichensplintkäfer. Wichtigster Vertreter der holzbrütenden Borkenkäfer ist der oben erwähnte Gestreifte Nutzholzborkenkäfer „Lineatus“. Er verursacht Schäden vor allem an Fichte, aber auch an Tanne, Kiefer und Lärche.

Borkenkäfer an Fichte

Was die Borkenkäfer an der Fichte so gefährlich macht und wie man gegen sie vorgehen kann, erfahren Sie in den Antworten zu den nachfolgenden acht Fragen.

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Die Witterung ist ein wichtiger Faktor für das Ausschwärmen der Borkenkäfer
  • Anhaltend warme Witterung wichtig (Schwellenwert circa 17 Grad)
  • Trockene Witterung schwächt die Bäume und erleichtert den Befall durch Borkenkäfer

Der erster Schwärmflug der Borkenkäfer ist bei entsprechender Witterung meist ab Mitte April (gelegentlich auch erst Anfang Mai).

Die größte Gefahr besteht für Fichtenreinbestände und schlecht gepflegte oder nicht standortgemäße Wälder mit hohem Fichtenanteil.

Faktoren, die einen Borkenkäferbefall begünstigen
  • Durch Sturmwurf, Schneebruch oder Trockenheit vorgeschädigte Wälder (Gefahr von Massenvermehrungen!)
  • Nach einem heißen, trockenen Sommer ist im Folgejahr mit größeren Borkenkäferpopulationen zu rechnen. Die Gefahr von Massenvermehrungen wird durch den Klimawandel noch zunehmen
Borkenkäferbefall vorbeugen

Durch die Begründung gemischter, standortgemäßer Wälder und den Umbau von Fichtenreinbeständen, insbesondere auf kritischen, das heißt zur Trockenheit neigenden Standorten, können Massenvermehrungen verhindert werden.

Für einen wirksamen Schutz ist eine frühzeitige Erkennung von Befallsherden wichtig.
  • Rechtzeitig, bevor es zum Schwärmflug der neuen Generation Ende Juni/Anfang Juli kommt, müssen neue Befallsherde erkannt sein
  • Zeigen die ersten absterbenden Bäume die typischen Anzeichen (rote Nadeln, Nadelverlust, Abfallen der Rinde), ist es meist zu spät
Zum frühzeitigen Erkennen eines Befalls ist die Bohrmehlsuche am besten geeignet.
  • Bei trockenen Wetter und wenig Wind findet sich braunes Bohrmehl am Stammfuß, an Rindenschuppen, auf Brombeerblättern oder am Gras
    
  • Regelmäßige Kontrollen sind mindestens alle vier Wochen nötig (in gefährdeten Gebieten häufiger)

Verstärkter Harzfluss am Kronenansatz ist ein Warnzeichen, aber keine sichere Diagnose!

Im Zweifelsfall immer die Beratungsförsterin oder den Beratungsförster hinzuziehen.
Ihre Försterin bzw. Ihr Förster vor Ort

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Bei Borkenbefall unverzüglich handeln!

Wirksames Mittel ist die sogenannte saubere Waldwirtschaft:
  • Bäume mit Wind- oder Schneebruch bis Ende März aufarbeiten und aus den Beständen entfernen, bevor die Borkenkäfer aus ihnen ausschwärmen können
  • Regelmäßige Befallskontrollen, um neue Befallsherde frühzeitig zu erkennen
  • Betroffene Bäume unverzüglich fällen
  • Eingeschlagene Käferbäume entrinden oder mindestens 500 Meter von nächstem Wirtsbaum lagern 
  • Bruttaugliches Material entziehen und befallenes Holz beseitigen, um die Vermehrung der Käfer zu begrenzen
  • Das zuständige Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten informieren

Einsatz von zugelassen Insektiziden ist nur nach Ausschöpfung aller anderen präventiven und mechanischen Maßnahmen zu empfehlen.

Werden Insektizide eingesetzt
  • dürfen diese nur nach den Anwendungsbestimmungen verwendet werden
  • ist der Einsatz von Insektiziden nur am Holzpolter erlaubt 
  • ist eine flächige Insektizidausbringung oder die Ausbringung an stehenden Stämmen nicht zulässig

Die Überwachung und Bekämpfung der Borkenkäfer zählen zu Ihren gesetzlichen Pflichten als Waldbesitzerin bzw. Waldbesitzer.

Zum Schutz benachbarter Waldbestände können die zuständigen Behörden bei Versäumnissen hoheitliche Zwangsmaßnahmen (bis zur Ersatzvornahme) durchführen.

Borkenkäferflächen sind auch in den Folgejahren regelmäßig zu kontrollieren.

Erfahrungsgemäß besteht an den Rändern von Borkenkäferflächen ein erhöhtes Risiko für Neubefall. Ursache ist häufig die zu zögerliche Aufarbeitung befallener Fichten, die noch eine grüne Krone aufweisen.

Geräumte Flächen müssen innerhalb von drei Jahren wieder in Bestockung gebracht werden.

Kleinstflächen, deren Größe natürlichen Waldblößen entsprechen, fallen nicht darunter. Vorhandene Naturverjüngung ist gegebenenfalls durch Pflanzung geeigneter Baumarten zu ergänzen.

Umbau der Nadelwälder in Mischwälder

Borkenkäfer gehören zur natürlichen Artenausstattung von Fichtenwäldern. Das Risiko der Massenvermehrung wird sich in fichtenreichen Wäldern nie ganz vermeiden lassen. Wir empfehlen deshalb den sukzessiven Umbau von Nadelwäldern in Mischwälder. Mischwälder sind stabiler gegen Stürme, Trockenheit oder Insekten und damit auch für die Folgen des Klimawandels besser gerüstet. Die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bieten hierfür kostenlose Beratung.

Weitere Informationen

Zeichnung eines bayerischen Forstbeamten (Grafik: Nicole Maushake)
Unser Tipp:

Fragen kostet nichts! Unsere Beratungsförsterinnen und -förster helfen bei Fragen zu Ihrem Wald gerne weiter. Mit unserem praktischen Försterfinder können Sie schnell Ihren zuständigen Förster oder Ihre Försterin vor Ort finden.

Försterfinder