Winterlinde (Tilia cordata)

Die Winterlinde ist bisher überwiegend als Stadt- und Parkbaum bekannt. In Zukunft sollte ihr aber auch im Wald mehr Bedeutung geschenkt werden. Ihr Potenzial liegt in der guten Mischbarkeit mit anderen Baumarten. Sie kann auf einer Vielzahl von Standorten wachsen.

Aktualisiert am: 07.06.2024
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Krone einer blühenden Winterlinde Klaus Stögbauer
Zuordnung
Selten heimisch
Verbreitung
Europa
Standort
Gute Nährstoffversorgung
Lichtanspruch
Gering
Verwendung
Schnitzholz, Möbel

Standortansprüche und besondere Merkmale

Die Winterlinde hat ein ausgeprägten Herzwurzelsystems und erschließt damit tiefer gelegene Bodenschichten und schwere Tonböden. Sie bevorzugt aber tiefgründige Böden. Mit ihrer hohen Stockausschlagfähigkeit eignet sie sich die Baumart zur Bodenbefestigung bewegter Hänge.

  • wächst auch unter starker Beschattung
  • Altbäume werfen viel Schatten
  • Gefahr andere Baumarten mit Schattenwurf zu verdrängen
  • erträgt Trockenperioden
  • erträgt kurzzeitige Überflutungen
  • keine stagnierende Nässe und anstehendes Grundwasser
  • kalkhaltige Böden mit hoher Nährstoffausstattung
  • geeignet für dichte tonige Böden
  • keine sehr sauren, nährstoffarmen Böden
  • Hohe Nährstoffausstattung wichtiger als Temperatur und Niederschlagverhältnisse

Klimaeignung für Bayern

Das bayerische Klima deckt sich derzeit mit dem Vorkommensbereich der Winterlinde. Wenige Ausnahmen stellen die kalt-feuchten Gebirgsregionen der Alpen und Ostbayerischen Mittelgebirge dar. Allgemein spielt die Nährstoffverfügbarkeit eine höhere Rolle als das Klima.

Vorkommen der Winterlinde heute als dunkelgrüne Fläche und mit dem Klima von heute und in der Zukunft bei wahlweise 1,8 und 3,2 Grad Erwärmung schematisch dargestellt.

Die Klimahüllen zeigen immer annähernd das maximale Verbreitungsgebiet der Baumarten, welches aus einem europäischen Datensatz berechnet wurde. An den Grenzen des Bereichs sind die Baumarten sehr anfällig, deshalb sollte vom Verbreitungsrand immer Abstand gehalten werden.

Baumartenwahl in der Zukunft

Erfahren Sie, welche Baumarten sich künftig für den Anbau in Ihrer Region eignen. Dazu haben wir heimische, seltene und alternative Baumarten hinsichtlich ihres Anbaurisikos im Klimawandel eingewertet. Die Ergebnisse wurden auf Basis regionaler Einheiten, den forstlichen Wuchsbezirken in Bayern, zusammengefasst.

Regionale Anbaueignung – Wuchsbezirksauswahl

Waldbauliche Behandlung

Die Winterlinde ist eine schattenertragende, frostharte und stockausschlagsfähige Baumart. Dank ihrer Schattentoleranz kann sie im Schatten anderer Baumarten, wie etwa Eiche, Ahorn oder Wildobstarten, einige Zeit überleben. Dass sie deren untere Stämme beschattet, ist höchst willkommen, da dies dort die Entwicklung wertmindernder Wasserreiser-Ästchen unterdrückt. Wächst die Winterlinde in deren Krone, wird sie zum Konkurrenten.

Die raschwüchsige Winterlinde liefert aber auch sehr begehrtes Holz. Um gute Qualitäten zu erzielen, sollten in Kulturen und Dickungen zunächst die 100 – 150 schönsten Einzelbäume je Hektar ausgesucht und moderat von bedrängenden Nachbarn befreit werden. Sind an den unteren 6 Metern des Stammes die Äste durch seitliche Beschattung weitgehend abgestorben, werden die schönsten 50 - 100 Bäume (Baumabstand ca. 10 - 15 Meter) durch die Entnahme der Nachbarbäume vollständig umlichtet. Infolgedessen kann ein ungehindertes Kronen- und Stammwachstum einsetzen (ab ca. Alter 20). Die nächste Durchforstung sollte erfolgen, sobald sich der Kronenraum wieder zu schließen beginnt. Dies kann bereits nach 3 - 5 Jahren der Fall sein.

Verwendungsmöglichkeiten

Aufgrund der guten Bearbeitbarkeit mit allen Werkzeugen ist die Winterlinde vor allem für die Bildhauerei, sowie fürs Schnitzen und Drechseln beliebt. Sie wird aber auch für Möbelbau, Bilderrahmen und die Herstellung von Musikinstrumenten verwendet.

Waldschutz - Gefahren für die Winterlinde

Die Winterlinde hat aktuell keine nennenswerten Waldschutzprobleme. Winterlinden sind anfällig für Pilzinfektionen, wenn sie durch andere Faktoren wie lange Trockenheit geschwächt sind. Hinsichtlich der Verkehrssicherung sind Stammfäulen wie der Brandkrustenpilz und Hallimasch zu beachten. Es gibt kaum auf die Winterlinde spezialisierte Schadinsekten. Auffällig, aber harmlos für den Baum, sind der Lindenschwärmer und Wollafter.

Artenvielfalt

Die Winterlinde kommt vor allem in Beständen zusammen mit Eichen, Hainbuchen und Buchen vor. Sie steigert die biologische Vielfalt des Ökosystems durch ein hohes und spät im Jahr bereitgestelltes Nektar- und Pollenangebot. An der Winterlinde kommen 71 Großschmetterlingsarten vor, z. B. der Lindenschwärmer.

Weitere Informationen

Zeichnung eines bayerischen Forstbeamten (Grafik: Nicole Maushake)
Unser Tipp:

Fragen kostet nichts! Unsere Beratungsförsterinnen und -förster helfen bei Fragen zu Ihrem Wald gerne weiter. Mit unserem praktischen Försterfinder können Sie schnell Ihren zuständigen Förster oder Ihre Försterin finden.

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